Directory Services

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Directory Services


Vielseitig genutzte Werkzeuge für das
Datenmanagement in integrierten Lösungen
Ein Technology Report von CT IRC TIS
Zusammenfassung
Dr. Dietmar Fauth, CT IRC TIS
Tel.: ++49-89-636-43343
mailto:dietmar.fauth@siemens.com

Dr. Waltraud Mayer-Amm, ICN EN SNS MDS
Dr. Hermann Wagner, ICN EN SNS MDS
Januar 2003
iRC Directory Services Oktober.02
Technology Fauth, Mayer-Amm, Wagner Seite: 2
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Inhaltsverzeichnis der Zusammenfassung
1 Management Summary..............................................................................................................3


2 An wen richtet sich dieser Technology Report? .........................................................................4
3 Basistechnologie ........................................................................................................................5
3.1 Was ist ein Directory Service? ............................................................................................5
3.2 Directory Service vs. relationaler Datenbank ......................................................................6
3.3 Standards für Directory Services.........................................................................................7
4 Anwendungsszenarien ...............................................................................................................8
4.1 White / Yellow Pages: Siemens Corporate Directory (SCD) ...............................................8
4.2 Meta Directory Services ......................................................................................................9

4.3 E-Business ........................................................................................................................10
4.4 Portale / Identity Management ..........................................................................................11
4.5 Authentifizierung ...............................................................................................................12
4.6 Single Sign-On ..................................................................................................................13
4.7 Passwort Synchronisation / Passwort Reset.....................................................................14
4.8 (Role-Based) Access Management / Provisioning ............................................................15
4.9 Carrier / Telekommunikation / Service Provider................................................................17
4.10 Netzwerkmanagement / DEN............................................................................................17
5 Markt und Hersteller .................................................................................................................18


5.1 Netzwerk-Betriebssystem-Directorys ................................................................................18
5.2 Enterprise Directories........................................................................................................19
5.3 Extranet Directorys:...........................................................................................................20
5.4 Meta Directory Services ....................................................................................................20
6 Directory Services – Die Zukunft..............................................................................................22
7 Literatur ...................................................................................................................................24
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1 Management Summary
Bei Directory Services handelt es sich um eine Software-Technologie zum Abspeichern nichtflüchtiger
Informationen wie Adressdaten, Berechtigungen oder Profilen von Personen, Geräten
oder Software-Applikationen, auf welche an vielen Orten durch die unterschiedlichsten
Anwendungen hauptsächlich lesend zugegriffen wird.
Directory Services werden heute in den folgenden Anwendungsgebieten eingesetzt:

 Information


z.B. als Mitarbeiter-, Partner-, oder Kundenverzeichnis in Unternehmen. Insbesondere bei
Telekommunikationsunternehmen (Carriern) werden Millionen von Einträgen verwaltet.

 Kommunikation


z.B. zur Benutzerverwaltung in Lösungen zu Unified Messaging , Voice over IP (VoIP) oder
Billing und Accounting

 Benutzeradministration


zur Verwaltung von Benutzern und deren Rechten an den in einem Unternehmen eingesetzten
Anwendungen

 Security


als wesentliche Komponenten in Firewall-, Single Sign-On oder Public Key
Infrastrukturprojekten

 E-Business


in Portal- oder Virtual Private Network-Lösungen, wobei die o.g. Felder ebenfalls eine
bedeutende Rolle spielen.
Bei dem Directory-Geschäft handelt es sich vorwiegend um ein Dienstleistungsgeschäft. So
bewegt sich der Markt für Directory-Produkte in den verschiedenen Einsatzfällen laut den
Analysten in dem Bereich einiger Hundert Millionen US $; der Gesamtumsatz für die Realisierung


kompletter Lösungen wird aber durchgehend auf ein 6-faches des o.g. Betrags geschätzt.
Die Trends zum Einsatz von Directory Services in den Unternehmen laufen auf die Unterstützung
einer vollständig elektronischen Abwicklung der Beziehungen zwischen den Unternehmen und
ihren Kunden und Partnern sowie zu deren Mitarbeitern hin. Weitere zukünftige Einsatzfelder
bestehen in der Personalisierung mobiler Dienste oder im Umfeld von E-Government.
Es kann mit ziemlicher Gewissheit argumentiert werden, dass alle Software-Produkte und
-Lösungen, welche eines der o.g. Gebiete abdecken, so konzipiert sein müssen, dass eine
Integration mit einem zentralen Directory Service ohne Schwierigkeiten möglich ist.

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2 An wen richtet sich dieser Technology Report?
Dieser Technology Report enthält aus Sicht der Autoren interessante Informationen für den
folgenden Leserkreis:

 Verantwortliche und Experten für Produkte, die in den Gebieten Information, Kommunikation,


Benutzeradministration, Security und E-Business eingesetzt werden und welche somit mit


Directory Services integrierbar sein müssen

 Consultants für Lösungen auf den o.g. Gebieten


 Mitarbeiter von Infrastrukturabteilungen, die zur Optimierung ihres täglichen Betriebs einen


Directory Service gewinnbringend einsetzen können

 Personen, welche über den Tellerrand ihrer eigenen Produkte und Lösungen schauen und


neue Potentiale und Einsatzmöglichkeiten für dieselben erkennen wollen

 Interessierte Endanwender von Directory-basierten Produkten wie Siemens Corporate


Directory, Telephonie-Anwendungen und dergleichen

Die Gliederung dieser Zusammenfassung widerspiegelt auch die Struktur der nachfolgenden
Literatursammlung. Im anschließenden Kapitel 3 werden die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten
von Directory Services aus Sicht eines Endanwenders aufgezeigt und es wird eine kurze
Einführung in die Technologie von Directory Services gegeben.
Kapitel 4 erläutert jeweils an Hand einiger Beispielsszenarien, wie Directory Services in den bereits
genannten Gebieten Information, Kommunikation, Benutzeradministration, Security und EBusiness
schon heute eingesetzt werden.
Es folgt in Kapitel 5 eine ausführliche Betrachtung von Markt und Herstellern, ehe in Kapitel 6 ein
Ausblick auf zukünftige Nutzungsmöglichkeiten von Directory Services gegeben wird.


In der abschließenden Bibliographie 7 sind neben den Aufsätzen und Reports, welche in der
Literatursammlung enthalten sind, noch weitere zitiert, welche über die Bibliothek oder CT IRC TIS
zusätzlich bezogen werden können.
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3 Basistechnologie

3.1 Was ist ein Directory Service?
Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Ein Directory Service (deutsch: Verzeichnisdienst) ist eine
spezielle Datenbanktechnologie, demzufolge also Software [1], [2], [3], [4]. Auch wenn Directory
Services nicht annähernd den Bekanntheitsgrad relationaler Datenbanken haben, so nimmt deren
Bedeutung doch fortwährend zu.
Obwohl es Directory Services schon sehr lange gibt — die ersten Standards für Directory Services
wurden im Jahr 1988 verabschiedet — hat die Directory-Technologie bislang eher ein
Schattendasein gefristet. Anbieter von Directory Services, die in kurzer Folge und mit großem
Marketingaufwand neue Versionen ihrer Produkte ankündigen, sowie eine stetig wachsende Zahl


von Herstellern directory-basierter Anwendungen lassen Directory Services mehr und mehr ins
Rampenlicht der Öffentlichkeit gelangen. Hinzu kommt, dass Microsoft in sein allseits bekanntes
Betriebssystem Windows einen eigenen Directory Service integriert hat (Microsoft Active Directory
– ADS), was Directory Services zusätzlich in den Blickwinkel rückt (s. Kapitel 5.1 sowie die dort
aufgeführte Literatur).
Wozu dienen Directory Services? Anhand eines Beispiels sei die Arbeitsweise eines Directory
Services erläutert:
Herr Klein loggt sich jeden Morgen auf der Web Site seiner bevorzugten Tageszeitung ein.

Dort studiert er zunächst lokale, nationale und internationale Nachrichten, liest die tägliche
Kurzgeschichte und erkundigt sich nach den Wetteraussichten an seinem Wohnort. Der Web
Server identifiziert (via Cookie) Herrn Klein und präsentiert ihm exakt die Informationen, die er
präferiert. Herrn Kleins Präferenzen sind dabei in einem Directory Service hinterlegt
(Nachrichten lokal, national und international, aber keine Sportnachrichten, Kurzgeschichte,
Wetteraussichten am Wohnort). In dem Augenblick, in dem sich Herr Klein beim Web Server
seiner Tageszeitung anmeldet, erfragt der Web Server beim Directory Service blitzschnell die
Präferenzen von Herrn Klein und präsentiert diesem dann seine “persönliche” Tageszeitung
mit Nachrichten ohne Sport, mit Kurzgeschichte und Wetteraussichten. Der Directory Service


agiert also in diesem Fall völlig transparent. Er ist nur sehr mittelbar wahrzunehmen.
Nach dem Studium seiner “persönlichen” Zeitung fährt Herr Klein ins Büro. Dort loggt er sich
an seinem Arbeitsplatz-PC ins Netzwerk seines Arbeitgebers ein. Neue E-Mails und ein
aktualisierter Kalender werden automatisch vom Netzwerk heruntergeladen. Außerdem erhält
Herr Klein Ad-Hoc-Nachrichten, z. B., dass die Beantragung einer Video-Standleitung mit
einer gewissen Bandbreite für eine Videokonferenz mit Kollegen in den USA genehmigt und
eingerichtet wurde und die Teilnehmer der Konferenzschaltung benachrichtigt wurden.
Während seiner Arbeit kann Herr Klein mit allen Ressourcen arbeiten, die er benötigt. Ein

erneutes Einloggen an den Ressourcen ist nicht erforderlich. Insbesondere muss sich Herr
Klein nicht unzählige Passwörter zum Einloggen in die Ressourcen merken.
Am Abend wieder zu Hause fällt Herrn Klein ein, dass seine Tochter in wenigen Tagen
Geburtstag hat. Er weiß, dass sie sich das neueste Buch ihres Lieblingsautors wünscht. Herr
Klein loggt sich bei seinem bevorzugten Internet-Buchhändler ein und sucht nach dem
entsprechenden Autor und seinem neuesten Werk. Innerhalb kürzester Zeit ist das Buch
ermittelt und Herr Klein schickt eine Bestellung zur Lieferung an seine Tochter ab. Die
Bestellapplikation des Internet-Buchhändlers weist die Bestellung jedoch zurück, da Herrn
Kleins Kreditkarte abgelaufen ist. Herr Klein loggt sich bei seiner Bank ein und mit wenigen


Mausklicks und einer Sicherheitsüberprüfung per Smartcard hat Herrn Klein seine Kreditkarte
erneuert – und das Buch ist auf dem Weg zu seiner Tochter.
In jedem dieser Szenarien spielen Directorys eine zentrale Rolle. Bei der Personalisierung von
Web Sites, so wie im ersten Beispielszenario dargelegt, werden im Directory Service Informationen
zu inhaltlicher Präferenz, Benutzerprofilen oder persönlichen Links verwaltet. Im zweiten Szenario
verwaltet ein Directory Service alle betriebssystem-relevanten Informationen, beispielsweise
Netzwerkeinstellungen inkl. E-Mail und Kalender, Zugriffsrechte für Applikationen, Desktop-
Konfiguration. Im dritten Szenario verwaltet der Internet-Buchhändler mit einem Directory Service

seine Kunden (Kundenprofil inkl. Kundenpräferenzen und Kreditkarteninformationen). Außerdem
setzt Herrn Kleins Bank einen Directory Service zur Verwaltung ihrer Kunden und zur
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Durchführung von Internet-Banking ein (Kundenprofil, Rechte der einzelnen Kunden im Internet-
Banking).
Wie das zuvor behandelte Beispiel zeigt, sind Directory Services heute allgegenwärtig, allerdings


in völlig transparenter Form. Diese Transparenz ist mit ein Grund dafür, dass Directory Services
bislang weitgehend im verborgenen geblieben sind. Directory Services stellen eine leistungsfähige
Technologie dar, welche die logisch zentrale Verwaltung von physikalisch verteilten Ressourcen
ermöglicht. Als solches dienen Directory Services der sicheren Administration komplexer Systeme
von zusammenhängenden Informationen und der verteilten und schnellen Bereitstellung dieser
Informationen.
3.2 Directory Service vs. relationaler Datenbank
Wie zu Beginn erläutert, handelt es sich bei Directory Services rein technologisch um spezielle

Datenbanken [5]. In einem Directory Service werden die Informationen hierarchisch gespeichert
und nicht, wie in einer relationalen Datenbank, als Liste. Die hierarchische Speicherung von
Informationen ist beispielsweise vom Telefonbuch her bekannt:
Land
Name, Vorname
St raße
Tel.-Nr.
Ort , PLZ Ort , PLZ
Ort , PLZ


Name, Vorname
Straße
Tel.-Nr.
Name, Vorname
St raße
Tel.-Nr.
Abbildung 1: Hierarchische Datenstruktur eines Directory Service
Eine derartige hierarchische Struktur der Informationen ist immer dann von Vorteil, wenn es darauf

ankommt, Informationen schnell zu finden und zu lesen [6]. Demgegenüber sind die listenartig
organisierten relationalen Datenbanken von Vorteil, falls in erster Linie das Ziel verfolgt wird,
Informationen oft und schnell in die Datenbank zu schreiben, mithin also in Szenarien, in denen
sich die Informationen / Daten oft ändern. Des weiteren sind Directory Services, bedingt durch die
baumartige Struktur, sehr leicht über ein Netzwerk verteilbar (Verteilen des ganzen Baumes oder
von Teilen davon ab einer Verzweigung, s. z.B. [3]). Dies ermöglicht, dass die in einem Directory
Service hinterlegten Informationen ohne weiteres vielen verschiedenen Ressourcen , die über viele
verschiedene Orte verteilt sind, verfügbar gemacht werden können, ohne dass die Performance
des gesamten Directory Service darunter leidet. Relationale Datenbanken eigenen sich eher in


Szenarien, in denen viele Ressourcen gleichzeitig schreibend auf die Datenbank zugreifen und die
Integrität der Transaktionen sowie die sofortige Verfügbarkeit aller Änderungen eine zentrale Rolle
spielt.
Relationale Datenbanken sind also immer dann besonders gut geeignet, falls

 die in der relationalen Datenbank hinterlegten Informationen sich oft ändern,


 viele verschiedene Ressourcen gleichzeitig Informationen in der Datenbank ändern,


 Veränderungen an den in der Datenbank hinterlegten Informationen sofort allen


Ressourcen zur Verfügung stehen müssen,

 die Integrität der Transaktionen absolute Priorität besitzt.


Beispiele für Szenarien, in denen eine relationale Datenbank erste Wahl ist, sind
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 das Buchungssystem einer Fluglinie,


 das Buchungssystem einer Bank,


 das Ticket-Bestellsystem eines Veranstalters.


Relationale Datenbanken eigenen sich also in erster Linie als Basis für eher transaktionsorientierte
Applikationen.
Directory Services sind hingegen immer dann erste Wahl, falls

 eine hierarchische Struktur der hinterlegten Informationen von Vorteil ist,


 das Verhältnis lesender Zugriff auf die hinterlegten Informationen zu schreibendem


Zugriff hoch ist,

 schnelles Suchen und Finden von hinterlegten Informationen allerhöchste Priorität


besitzt,

 die hinterlegten Informationen vielen verschiedenen Ressourcen an vielen


verschiedenen Orten zugänglich gemacht werden müssen.
Beispiele für Szenarien, in denen ein Directory Service bevorzugt zum Einsatz kommen sollte, sind

 Elektronische Telefonbücher / Gelbe Seiten; (White und Yellow Pages),


 Verwaltung von Benutzerprofilen, Applikations- und Ressourcenprofilen,


Sicherheitsprofilen,

 Verwaltung von Netzwerkparametern und -profilen (Netzwerk-Policies).


Directory Services bieten demzufolge einen zentralen Integrationspunkt für eine Vielzahl von
Applikationen und Diensten. Organisationen, die einen Directory Service als zentralen


Integrationspunkt für ihre Applikationen und Dienste benutzen, berichten über einen Return on
Investment von weit über 100 % in den ersten beiden oder sogar im ersten Jahr nach
Implementierung des Directory Service [7], [8].
3.3 Standards für Directory Services
Die Entwicklung von Directory Services hat sich in der Vergangenheit nicht unkontrolliert
vollzogen. Vielmehr gibt es zwei fest definierte und kontinuierlich gepflegte Standards, welche die
Entwicklung von Directory Services festlegen:
1. Der X.500 Standard [3], [4]: Dieser Standard wurde in den 80er Jahren von der ITU

(International Telecommunication Union) entworfen. X.500 definiert den Aufbau eines
Directory Service, das Datenmodell sowie Zugriffs- und Replikationsprotokolle.
2. Der LDAP Standard [9], [10]: Dieser Standard wurde Anfang der 90er Jahre von der
IETF (Internet Engineering Task Force) entworfen. LDAP definiert ausschließlich den
Zugriff auf einen Directory Service (nicht jedoch den Aufbau des Directory Service an
sich) und stellt eine Vereinfachung des im X.500 Standard festgelegten Zugriffs dar.
LDAP hat sich als Zugriffsprotokoll auf Directory Services heute allgemein
durchgesetzt.
Ein Directory Service beruht damit auf zwei Standards: Dem X.500 Standard, der den Aufbau des


Directory Service an sich definiert (d. h. wie Informationen zu hinterlegen sind), und dem LDAP
Standard, der festlegt, wie auf die in einem Directory Service hinterlegten Informationen
zugegriffen werden kann.
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4 Anwendungsszenarien

Das eingangs geschilderte Beispiel lässt erahnen, dass die Einsatzmöglichkeiten für Directory
Services vielfältiger Natur sind. Nachfolgend eine schematische Darstellung der unterschiedlichen
Einsatzfelder für Directory Services:
e-Business
Administration
Communication
Information
Information
Enterprise


Information
Management
e-Procurement
e- Commerce
Remote
Access
Virtual Private
Networks

Portal
Solutions /
CRM
Voice over IP,
CTI,
Call Center
Unified
Messaging User Profiles
User


privileges
Billing &
Accounting
Resource
management
Digital
Signature
/ PKI


Firewall
Single
Sign-On
White/Yellow
Pages
Knowledge
Management
Network

management
Mobile
Access
Security
Partner / supplier
customer / subscriber
directories
Abbildung 2: Einsatzszenarien von Directory Services
Auf eine Reihe dieser Einsatzfelder wird im Folgenden näher eingegangen. Mit zwei Sonderfällen


wollen wir wegen derer allgemeinen Bedeutung bzw. ihrer Bedeutung für Siemens die
Betrachtungen beginnen.
4.1 White / Yellow Pages: Siemens Corporate Directory (SCD)
Ein weit verbreitetes Anwendungsszenario für Directory Services ist die Bereitstellung eines Webbasierten
elektronischen Telefonbuchs oder, allgemeiner, eines Web-basierten elektronischen
Auskunftssystems für die Mitarbeiter eines Unternehmens. Auch Siemens macht hier keine
Ausnahme. Das Siemens Corporate Directory (SCD) ist das unternehmensweite Information
Center für Siemens Mitarbeiter. Es ist ein Directory Service, der viele unterschiedliche

Informationen zu allen Mitarbeitern - aber auch institutionellen Kommunikationspartnern -
zusammenführt, speichert, schnell verarbeitet und abgleicht. Es ermöglicht über eine
bedienungsfreundliche Oberfläche einen leichten und schnellen Zugriff auf die inzwischen ca.
400.000 Einträge. Die mittlerweile unternehmensweit bekannte und genutzte Oberfläche für die
Suche nach Mitarbeitern ist in der Abbildung 3 widergegeben.
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Abbildung 3: Suchmaske des Siemens Corporate Directory
Zu einem im Directory hinterlegten Eintrag gehören beispielsweise Telefonnummern, e-Mail-
Adressen oder auch Abteilung, Standort, Vertretung, Sekretariat oder Mobiltelefon. Auch lassen
sich direkt im SCD per Mausklick weiterführende Quellen wie Standortpläne oder einzelne
Homepages aufrufen. E-Mails lassen sich per Klick verschlüsseln und signieren. Hierzu werden im
SCD Public Keys hinterlegt; die Private Keys erhalten die Mitarbeiter z.B. auf ihrem
Firmenausweis. Weitere Zusatzdienste sind ScreenIt, Mailshopper, NetMeeting und vCard, welche
die Übernahme einer Adresse in ein persönliches Adressbuch ermöglicht. Benutzer von PDAs

können Datensätze aus dem SCD im Kontakte-Ordner von Outlook speichern und von dort auf den
PDA synchronisieren. Weitere wesentliche Vorteile werden durch die Verwendung in anderen
Applikationen gewonnen; so verwendet u.a. das Siemens Employee Portal seit Februar 2002 ein
SCD-basiertes Login.
4.2 Meta Directory Services
Wie bereits mehrfach dargelegt, sind Directorys heute allgegenwärtig. Eine Untersuchung des
renommierten Analystenhauses Forrester Research hat gezeigt, dass jedes Unternehmen heute
durchschnittlich 180 Directory Services im Einsatz hat. In diesen vielen verschiedenen Directory
Services verwaltet ein Unternehmen Informationen über Mitarbeiter und Kunden, über Netzwerke,


Geräte, Anwendungen und vieles mehr. Sie sind einerseits Nachschlagewerke wie Telefon- oder
e-Mail-Listen, andererseits aber auch Basis für immer zahlreicher werdende Anwendungen: e-
Business, Mobile Business, Security-Anwendungen, Computer Telephony Integration (CTI) etc.
Die meisten dieser Directory Services werden einzeln gepflegt, obwohl häufig ein und dieselben
Daten in mehreren Directory Services parallel benötigt werden. Das Resultat: eine hohe
Redundanz, eine hohe Fehleranfälligkeit und jede Menge verlorene Zeit.
Ein Meta Directory ordnet diesen Datendschungel. Aus vorhandenen Directory Services sucht es
sich automatisch die Teile zusammen, die es für genau einen Eintrag mit allen Angaben zu einem

Mitarbeiter, einem Rechner, Netz oder Kunden braucht:
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Enterprise und Carrier
Applikationen
Direkter Zugriff durch
Benutzer und Geräte


E-Business Applikationen
PBX
Directories
Human
Resource
Anwendungen
Relationale
/ Legacy

Datenbanken
Netzwerk
Directories
Diverse
Directories:
Lotus, Novell,
Netscape u.a.
X.509 / PKI
Trust-


Center
NT Exchange Windows
2000 /
ADS
Meta Directory Service
Abbildung 4: Grundgedanke des Meta Directory Service
Dabei werden neue Daten nur noch einmal eingegeben und automatisch in allen gewünschten
Directory Services aktualisiert (synchronisiert). Und egal ob man gerade unter MS Exchange,

Lotus Notes, im Web oder anderswo arbeitet – man findet die Informationen unternehmensweit
schnell und zuverlässig. Weiterführende Literatur zu diesem wichtigen Anwendungsfall findet sich
z.B. unter [11] und [12].
4.3 E-Business
E-Business, d. h. die Abwicklung geschäftlicher Prozesse über ein Netzwerk, ist auch weiterhin
einer der ganz großen Treiber der gesamten IT-Welt. Es ist allerdings zu beobachten, dass die
Euphorie im E-Business einem gewissen Realismus, zum Teil sogar Ernüchterung gewichen ist. In
der Vergangenheit haben viele Anbieter von E-Business-Lösungen ihren Kunden
Kostensenkungen von 70 % und mehr versprochen. Diese 70 % sind sicher in einzelnen Fällen


auch nicht übertrieben; meistens sind diese Kostenvorteile aber ganz erheblich niedriger
ausgefallen, was zu besagter Ernüchterung geführt hat.
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Was sind die Gründe für das Scheitern der zum Teil hoch gesteckten Kostensenkungsziele infolge
der Einführung von E-Business?

Viele Unternehmen haben vor allem im Bereich E-Business Front-Ends investiert, beispielsweise
ein Portal für Kunden, Partner oder Zulieferer implementiert.
Directory and meta directory
services
Basic I & C infrastructure
(hardware, network, operating system, transport, messaging, databases, PBX, CTI)
E-business
process


integration
Suppliers
Partners
Customers
Web
services
E-business applications
Employees

Legal /
Public
Authorities
Identity
management
Access /
Authorization
Authentication
Resource


provisioning
Identity-based,
authenticationbased
and
authorization-based
access
Advancced ebusiness
infrastructure

Basic
infrastructure
Abbildung 5: Directory Service in der E-Business Anwendungspyramide
Aber E-Business ist wesentlich mehr als nur die Einrichtung eines Portals. E-Business bedeutet
die Transformation sämtlicher dazu geeigneter Geschäftsprozesse ins Netz und zwar so, dass die
Geschäftsprozesse frei von Brüchen ablaufen können. Dies erfordert eine adäquate Infrastruktur,
die die Transformation des Geschäfts hin zu netzbasierten Prozessen wirksam unterstützt. Zum
einen handelt es sich dabei um Systeme, die den automatischen und bruchfreien Ablauf der
netzbasierten Geschäftsprozesse ermöglichen. Zum anderen ist ein Infrastrukturkomponente


vonnöten, welche die Frage “Wer darf was womit und zu welchem Zeitpunkt?” beantwortet. Eine
derartige Infrastruktur besteht aus verschiedenen Teilen:

 einem Identity Management zur Registrierung aller Benutzer (Anmeldung am Portal),


 einer Authentifizierung zur Überprüfung der „Echtheit eines Benutzers“ (ist Herr Müller


auch wirklich Herr Müller – Sicherheitsaspekt),

 einem Berechtigungsmanagement zur Festlegung von Rollen, Berechtigungen und damit


verbundenen Zugriffsrechten (Single Sign-On, Role-Based Access Management),

 einem Resource Provisioning, um die Informationen über Benutzer und deren Rollen und


Berechtigungen den verschiedenen Applikationen und Ressourcen zur Verfügung zu
stellen (E-Provisioning).
Directory und Meta Directory Services stehen als zentrale Instanz für Benutzer und deren Profile,
Rollen und Berechtigungen zur Verfügung und sorgen für die Verteilung und laufende
Aktualisierung dieser Informationen; eine ausführliche Würdigung der Rolle von Directorys in EBusiness-
Lösungen findet sich in [13]. Im folgenden werden die Elemente betrachtet, welche für
die Realisierung einer E-Business-Lösung unumgänglich sind.
4.4 Portale / Identity Management
Nahezu jede Organisation – private Unternehmen wie auch öffentliche Einrichtungen – sind heute


im Internet mit einer eigenen Webseite vertreten. Das „Betreten“ einer Organisation auf dem Weg
des Internet durch das World Wide Web (WWW) erfolgt dabei meist durch sog. Portale, die
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netzseitig das Pendant zum realen Gebäudeeingang der Organisation darstellen. Neben einem
völlig anonymen Zugang gestatten derartige Portale aber auch den mehr oder weniger

personifizierten Zugang zu den Webinhalten einer Organisation. Dabei muss sich der Besucher
dieser Webseiten am Portal anmelden, ganz so , als ob er sich am realen Gebäudeeingang einer
Organisation beim Pförtner anmelden muss. Verschiedene Grade der Personifizierung sind
möglich:

 Name und Adresse: Zur Akquisition zusätzlicher potentieller Kunden, zum Beispiel um


Werbematerial / Produktkataloge zu verschicken.

 Name, Adresse und Präferenzen: Um dem Besucher sofort seine bevorzugten


Webinhalte zu präsentieren, beispielsweise dem Besucher der Webseiten eines
Reisebüros gleich Angebote für Reisen in eine bestimmte Region, für die er sich


besonders interessiert.

 Name, Adresse und Zahlungsverbindung: Zum Beispiel beim On-Line-Einkauf im Internet.


 Name, Adresse und persönliches Merkmal zur Identifikation (z. B. Benutzername und


Passwort, digitaler Schlüssel oder Fingerabdruck): Zur eindeutigen und sicheren
Identifikation des Besuchers der Webseiten einer Organisationen, z. B. bei der
Abwicklung von Bankgeschäften über das Internet.
Eine Mischung dieser verschiedenen Personifizierungsansätze ist möglich und üblich (s. [14] oder
[15]). Im Rahmen einer derartigen Personifizierung übernehmen Directory Services die Rolle, die

entsprechenden Benutzerinformationen aufzunehmen (zum Beispiel Name, Adresse, persönliche
Vorlieben, Benutzername, Passwort, digitaler Schlüssel oder Fingerabdruck), sicher
aufzubewahren und bei Bedarf bereitzustellen.
4.5 Authentifizierung
Wie bereits im vorigen Kapitel kurz dargelegt, reicht es i.A. nicht aus, wenn sich ein Benutzer an
einem Portal oder einer Applikation nur mit seinem Namen anmeldet. In der Regel muss sich der
Benutzer zusätzlich authentifizieren, d. h. nachweisen, dass er der er ist, der er vorgibt zu sein.
Diese Echtheitsüberprüfung eines Benutzers erfolgt auf verschiedene Arten:

 Benutzername plus Passwort stellen die einfachste, aber auch am wenigsten sicherste


Methode zur Echtheitsüberprüfung dar. Dieses Verfahren ist das derzeit mit Abstand am
meisten genutzte Verfahren zur Authentifizierung.

 Eine sog. Public Key Infrastructure (PKI), ein Verfahren, bei dem die Echtheit eines


Benutzers mit Hilfe zweier eindeutig zueinander passender Schlüssel überprüft wird
(einem öffentlichen Schlüssel, der für jedermann zugänglich ist und einem privaten
Schlüssel, den nur der Benutzer selbst besitzt, in der Regel auf einer Chipkarte). Eine
derartige PKI gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit, erfordert aber auch einen
gewissen Aufwand.

 Fingerabdruck und sonstige biometrische Merkmale zum Beispiel Iris (Auge) oder


Gesichtsabdruck.
In allen Fällen kommt einem Directory Service die Aufgabe zu, die Identifikationsmerkmale eines
Benutzers (Benutzername plus Passwort, digitale Schlüssel, biometrische Merkmale)
aufzunehmen, sicher aufzubewahren und bei Bedarf für die Echtheitsüberprüfung bereitzustellen.
Eine besondere Rolle spielen Directory Services im Rahmen der angesprochenen Public Key
Infrastructure (PKI). Derartige PKIs beinhalten gemäß PKI-Standard einen Directory Service, der
für die Bereitstellung der öffentlichen Schlüssel zuständig ist. Die folgende Abbildung 6 beschreibt
das PKI-Prinzip.


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Firma A
Firma B Public Key
A
Public Key

B
Trust Center
Certification Authority (CA)
Private key A Private key B
Directory
Service
Abbildung 6: PKI Anwendungsszenario
Eine ausführliche Darstellung von PKI findet sich in [16].
4.6 Single Sign-On


Single Sign-On Systeme stellen eine oberhalb des System- und Applikationslayers liegende SWSchicht
dar. Ein Benutzer muss sich nur noch bei dieser gemeinsamen Schicht ein einziges Mal
authentifizieren, um nach erfolgreicher Authentifizierung mit allen Systemen und Applikationen zu
arbeiten, für die er eine Berechtigung besitzt.
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Agent Agent Agent Agent Agent
Meta Directory engine
System 1 System 2 System ... System ... System n
Agent Agent Agent Agent Agent
Single Sign-On (SSO)
Web-Applikation / Desktop-Applikation
Einmaliger Login (z. B. per Benutzername /
Password).
SSO überwacht / setzt ggf. Password Policies


durch.
SSO als zentrale Access Control.
Directory
Service
Benutzerprofile,
Policies
Abbildung 7Single-Sign-On Anwendungsszenario
In der Regel erfolgt die Authentifizierung an der gemeinsamen Schicht nicht nur via Benutzername

und Password, sondern mindestens noch aufgrund eines weiteren Verfahrens (z. B. Smart Card,
Biometrie, PKI, Token). Diese Vorgehensweise erhöht gegenüber reinen Password
Synchronization Systemen die Sicherheit, da hier ein Password allein nicht reicht, um Zugang zu
allen Zielsystemen zu erhalten (vgl. das nachfolgende Kapitel 4.7).
Bei Single Sign-On Systemen unterscheidet man heutzutage zwischen Web Single Sign-On
Systemen, die ein Single Sign-On lediglich für Web-Applikationen ermöglichen (siehe [17] und
[18]), und Legacy Single Sign-On Systemen, die ein Single Sign-On für nicht-Web-basierte
Applikationen ermöglichen, wobei Mischformen im Markt erhältlich sind (zu Produkten s. [19] und
[20]).


Single Sign-On Systeme benutzen einen Directory Service zur Hinterlegung von Informationen
über Benutzer und deren Profile (Rollen, Rechte, Benutzername plus Passwort). Außerdem
verwenden Single Sign-On Systeme zur Verwaltung gewisser Regelungen und Richtlinien (sog.
Policies) einen Directory Service (z. B. Richtlinien zum Umgang mit Passworten oder Richtlinien im
Umgang mit sich erstmalig anmeldenden Benutzern). Eine ausführliche Betrachtung von SSO
kann in dem Report [17] der Burton Group nachgelesen werden.
4.7 Passwort Synchronisation / Passwort Reset
Wie im Abschnitt über Authentifizierung bereits erläutert, ist das Verfahren Benutzername plus

Passwort das mit Abstand am meisten genutzte Verfahren zur Echtheitsüberprüfung von
Benutzern. Jeder Benutzer arbeitet heute mit einer Vielzahl an Passwörtern, die nur allzu leicht
vergessen werden und dann bei den zuständigen Anlaufstellen (Hotline, Helpdesk) bzw.
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Administratoren für einen hohen Arbeitsaufwand sorgen. Aus diesem Grund sind zum einen
Lösungen entstanden, welche die Passwörter eines Benutzers in allen Systemen gemäß vorher


verabschiedeter Richtlinien (sog. Policies) auf einen einheitlichen Wert setzen:
Agent Agent Agent Agent Agent
Meta Directory engine
System 1 System 2 System ... System ... System n
Agent Agent Agent Agent Agent
Password Synchronization Engine (PSE)
Web-Applikation
Benutzer kann einheitliches

Password selbst festlegen / ändern.
PSE überwacht / setzt Password Policies durch.
Access Control verbleibt bei lokalen Systemen /
Applikationen.
Abbildung 8: Passwort Synchronisation
Zum anderen existieren Lösungen, die das automatische, vom Benutzer selbst ausgelöste
Zurücksetzen vergessener Passworte auf ein Standardpasswort gestatten:
Agent Agent Agent Agent Agent
Meta Directory engine


System 1 System 2 System ... System ... System n
Agent Agent Agent Agent Agent
Password Reset Engine (PRE)
Web-Applikation / Telefon
Benutzer kann Passwords selbst zurücksetzen
(Standard-Password).
Access Control verbleibt bei lokalen Systemen /
Applikationen.

Abbildung 9: Vereinheitlichung von Passwörtern
Durch diese Lösungen lassen sich vergessene Passwörter weitgehend vermeiden, wenngleich,
wie bei der Passwort Synchronisation üblich, ein einziges einheitliches Passwort pro Benutzer für
alles Systeme und Applikationen ein gewisses Sicherheitsrisiko birgt.
Directory Services übernehmen im Zusammenhang mit Passwort Synchronisation bzw. Passwort
Reset die Aufgabe, Benutzerinformationen inkl. synchronisierter Passwörter, Standardpasswörter
sowie die Richtlinien zum Umgang mit Passwörtern zur Verfügung zu stellen. Derartige Lösungen
werden i.A. als kundenspezifische Dienstleistungen z.B. von Anbietern wie Siemens ICN EN SNS
MDS unter Einbeziehung der jeweils genutzten Anwendungen realisiert.


4.8 (Role-Based) Access Management / Provisioning
Bei der Verwaltung von Benutzern kommt es nicht nur darauf an, die Identität eines Benutzers
festzustellen und die Echtheit dieser Identität zu überprüfen (Authentisierung). Vielmehr geht es
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s
auch darum, den Benutzern Ihre Berechtigungen zuzuweisen, d. h. festzulegen (ggf. anhand

vorgegebener Richtlinien), auf welche Systeme und Applikationen ein Benutzer zu welcher Zeit
Zugriff haben soll. Dieser als Access Management bezeichnete Vorgang kann entweder individuell
erfolgen, d. h. jedem einzelnen Benutzer werden nacheinander seine verschiedenen Rechte
zugeordnet, oder in einem rollenbasierten Ansatz. Dabei werden, ausgehend von den
Geschäftsprozessen einer Organisation, Rollen definiert, die innerhalb dieser Geschäftsprozesse
vorhanden sind, beispielsweise Entwickler, Vertriebsmitarbeiter oder Kaufmann. Diese Rollen
wiederum werden gewisse Zugriffsrechte auf Systeme und Applikationen zugeordnet, für eine
Rolle „Vertriebsmitarbeiter“ zum Beispiel Zugriff auf ein Vertriebstool oder eine Customer
Relationship Management Applikation (CRM). Sind einem Benutzer nun gewisse Zugriffsrechte


einzuräumen, so hat man diesem Benutzer nur noch entsprechende Rollen zuzuweisen, die dann
automatisch die richtigen Zugriffsberechtigungen implizieren. Durch ein derartige rollenbasierte
Verwaltung von Zugriffsrechten verringert sich der administrative Aufwand bei der Zuordnung von
Benutzern und deren Rechten enorm, da Zugriffsrechte hier nicht mehr individuell angesprochen
werden, sondern über das Medium „Rolle“ ausgehend von der Platzierung des Benutzers in den
Geschäftsprozessen vergeben werden.
Nachdem einem Benutzer die nötigen Zugriffsrechte für Systeme und Applikationen zugewiesen
wurden (rollenbasiert oder individuell), müssen diese Informationen den lokalen Systemen und

Applikationen mitgeteilt werden. Diesen Prozess der automatischen Bereitstellung bzw. Verteilung
von Benutzer- und Zugriffsrechteinformationen bezeichnet man im allgemeinen als Provisioning
(manchmal auch E-Provisioning, Resource Provisioning oder Service Provisioning). Die folgende
Abbildung verdeutlicht das Prinzip des Access Managements und Provisionings:
Agent Agent Agent Agent Agent
Directory Service
Users, identities
roles, permissions,
access rights


Meta Directory engine
System 1 System 2 System ... System ... System n
Agent Agent Agent Agent Agent
Provisioning Engine
Access Management
Assigning users and
roles / permissions /
access rights

Abbildung 10: Rollenbasierte Vergabe von Zugriffsrechten
Eine Reihe von Analysten halten Access Management und Provisioning für die „Killer-
Anwendungen“ für Directory Services [21], [22] und [23]. Die Aufgabe von Directory Services im
Rahmen von Access Management und Provisioning besteht darin, die Benutzer und deren Rollen
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und Zugriffsrechte zu verwalten und diese Informationen in einem Provisioning-Prozess den


entsprechenden Systemen und Applikationen zur Verfügung zu stellen. Das bei Siemens ICN
angewandte Verfahren ist in [24] beschrieben. Darstellungen zu Technik und Produkten finden sich
in [25], zu Architekturen in [26], und zum Return of Investment in [27].
4.9 Carrier / Telekommunikation / Service Provider
Carrier, Unternehmen der Telekommunikation und Service Provider (Internet Service Provider –
ISP, Application Service Provider – ASP) benutzen Directory Services zur Administration ihrer
gesamten Betriebsmittel:
Service

Management
Customer
Care &
Billing
Secure ID/
Passwords
Policies
User

Namen &
Profile
Mobile
Internet
Broadband
Access
Voice
over IP

Authentication
Authorization
VPN
Support
UMTS User
Management
Subscriber
Management
Value


Added
Services
Operational Support Services
Directory Service

 Serviceübergreifendes,


einheitliches Kundenprofil

 “Single Point of Administration“


Abbildung 11: Directory Services in der Telekommunikation

Directory Services, die im Carrierumfeld eingesetzt werden, müssen ganz besondere
Anforderungen erfüllen im Hinblick auf Skalierbarkeit (Speicherkapazität), Performance,
Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. So hat ein Carrier in der Regel viele Millionen Kunden, wodurch
sich die Anforderung nach hoher Speicherkapazität erklärt. Eine schlechte Performance des
Directory Service, mangelhafte Zuverlässigkeit bzw. Verfügbarkeit (d. h. fortwährende Ausfälle des
Directory Service) hätten für den Carrier den Stillstand seiner Betriebsmittel und damit seines
gesamten Geschäfts zur Folge. Daher sind Performance sowie Zuverlässigkeit und Verfügbakeit
eines Directory Service für einen Carrier wichtige Directory-Parameter. Siemens ist der derzeit
einzige Anbieter eines Directory Service speziell für Carrier, Unternehmen der Telekommunikation


und Service Provider.
4.10 Netzwerkmanagement / DEN
Vor einigen Jahren machte sich die Standardisierungsorganisation Distributed Management Task
Force (DMTF) daran, eine Methode zu entwickeln, mit deren Hilfe es möglich sein sollte, ein
komplettes Netzwerk inkl. seiner Parameter, Benutzer und deren Profile in einen Directory Service
abzubilden und somit zentral zu verwalten. Diese Bemühungen der DMTF sind unter dem Namen
Directory-Enabled Network (DEN) bekannt. Wenngleich die DMTF immer noch an DEN arbeitet,
hat sich DEN als Standard mittlerweile ziemlich erledigt. Zu viele Netzbetreiber haben nicht auf die

Verabschiedung eines offiziellen DEN-Standards gewartet und statt dessen ihre eigenen
“directory-enabled” Netze aufgebaut. Auch die im vorherigen Unterpunkt genannten
Einsatzszenarien von Directory Services bei Carriern, Unternehmen der Telekommunikation und
Service Providern können DEN im weiteren Sinne zugeordnet werden (zu DEN allgemein siehe
[28] und [29] ).
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5 Markt und Hersteller
Der Markt für Directory Services wird heute allgemein in vier Segmente unterteilt:
1. Netzwerk-Betriebssystem-Directories:
Hierbei handelt es sich um Directory Services, die zur Administration eines Netzwerks genutzt
werden. In der Regel sind die Netzwerk-Betriebssystem-Directories fest mit dem Netzwerk-
Betriebssystem verbunden.
2. Enterprise Directories:
Dies sind Directory Services, die in erster Linie unternehmensinterne Aufgaben übernehmen,

z. B. Bereitstellung eines unternehmensweiten elektronischen (Web-basierten) Telefonbuchs
(Beispiel: Siemens Corporate Directory – SCD) oder Integration der unternehmensinternen
Applikationsinfrastruktur im Hinblick auf die von diesen Applikationen gemeinsam genutzten
Informationen.
3. Extranet Directories (bisweilen auch Carrier Directories genannt):
Directory Services, die hinsichtlich Skalierbarkeit (Speicherkapazität), Performance,
Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit optimiert sind für den Einsatz in unternehmenskritischen
Umgebungen, z. B. bei Telekommunikationsunternehmen (Carriern) oder Service Providern
oder im Bereich On-Line-Banking / On-Line-Brokerage. 7 x 24-Verfügbarkeit ist hier in aller


Regel ein Muss.
4. Meta Directory Services:
Hier handelt es sich um eine Technologie, die dazu dient, die in verschiedensten Directory
Services hinterlegten Informationen miteinander abzugleichen (zu synchronisieren), d. h. für
die Konsistenz der in unterschiedlichen Directory Services hinterlegten Informationen zu
sorgen.
Ein Ausblick auf das Jahr 2003 sowohl die Technologien als auch die Hersteller betreffend
ist in [54] zu finden.

5.1 Netzwerk-Betriebssystem-Directorys
Der Weltmarkt für Netzwerk-Betriebssystem-Directories stellt sich quantitativ wie folgt dar (in Mio.
US-$):
175 187 204 229
261
0
50
100
150


200
250
300
[Mio US-$]
2001 2002 2003 2004 2005
[Jahr]
Abbildung 12: Markt für Netzwerk Directory SW-Lizenzen (Quelle: The Radicati Group 2002)
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Bei diesen Zahlen handelt es sich um die reinen Software-Lizenzen. Die Radicati Group schätzt,
dass sich der Gesamtmarkt für Netzwerk-Betriebssystem-Directories (Software-Lizenzen plus
Dienstleistungen) auf den Faktor sechs beläuft.
Den Markt für Netzwerk-Betriebssystem-Directories teilen zwei Anbieter fast vollständig unter sich
auf: Novell, mit einem Marktanteil von 49 % derzeit noch mit leichtem Vorsprung Marktführer, hat
als erster Anbieter eines Netzwerk-Betriebssystems einen Directory Service in sein Netzwerk-


Betriebssystem integriert (s. [30] und [31]). In der Folge ist es Novell gelungen, den Directory
Service (Novell eDirectory) von seinem Netzwerk-Betriebssystem (Novell NetWare) zu entkoppeln.
Beim zweiten Anbieter handelt es sich um Microsoft mit seinem Netzwerk-Betriebssystem
Windows 2000 (Marktanteil 46 %) [32]. Microsoft hat Anfang 2000 zum ersten Mal einen Directory
Service (Active Directory Service – ADS) in sein Betriebssystem Windows 2000 integriert. ADS
übernimmt in Windows 2000 die von Windows NT her bekannte Rolle eines DNS Servers.
Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Windows 2000 ist davon auszugehen, dass ADS in
Zukunft aus keinem Directory Szenario mehr wegzudenken ist. Eine beispielhafte Auswahl von

Büchern zum Einsatz von ADS findet sich in der Bibliographie unter [33], [34], [35] und [36]. In [37]
und [38] werden Novell NDS und Microsoft ADS einander und weiteren Directorys
gegenübergestellt. Zu Netzwerk-Directorys im Unix-Umfeld gibt es z.B. die Bücher [39], [40]
[41]und [42].
5.2 Enterprise Directories
Der Weltmarkt für Enterprise Directories stellt sich quantitativ wie folgt dar (in Mio. US-$):
181 200 224
256
294


0
50
100
150
200
250
300
[Mio US-$]

2001 2002 2003 2004 2005
[Jahr]
Abbildung 13: Markt für Enterprise Directory SW-Lizenzen (Quelle: The Radicati Group 2002)
Wiederum handelt es sich bei diesen Zahlen nur um die reinen Software-Lizenzen. Laut Radicati
Group ist davon auszugehen, dass der Gesamtmarkt für Enterprise Directories (Software-Lizenzen
plus Dienstleistungen) sich auf den Faktor sechs beläuft. Führend im Markt für Enterprise
Directories ist derzeit Sun / iPlanet mit einem Marktanteil von 43 %. iPlanet ist eine ehemalige
Allianz von Sun und Netscape. Im März 2002 wurde iPlanet vollständig in Sun integriert. Dies
beinhaltet auch die völlige Integration von iPlanet’s Software-Produkten in die Sun ONE Platform


(Sun ONE = Sun Open Net Environment). Aus diesem Grund heißt der iPlanet Directory Server
nun Sun ONE Directory Server. iPlanet hat sich in der Vergangenheit hauptsächlich auf das reine
Produktgeschäft konzentriert und weniger auf directory-basierte Lösungen. Mit einem Marktanteil
von 16 % folgt Siemens auf dem zweiten Rang (Produkt: DirX). Siemens betreibt seit über 10
Jahren Geschäfte mit Directory Services und ist einer der erfahrensten Anbieter auf dem Markt.
Siemens fokussiert sich vor allem auf directory-basierte High-End-Lösungen. Auf dem dritten Rang
folgt schließlich Critical Path mit einem Marktanteil von 10 %. Critical Path betreibt hauptsächlich
Messaging-Geschäft und bietet in diesem Zusammenhang auch einen Directory Service an (CP

Directory Server). Einen Überblick über die Hersteller von Enterprise und Extranet Directorys
vermittelt die Gartner Studie [43]; [44] gibt eine Übersicht über die Einsatzmöglichkeiten des
Siemens-Produkts DirX.
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5.3 Extranet Directorys:
Der Weltmarkt für Extranet Directorys sieht quantitativ wie folgt aus (in Mio. US-$):


87 102 121
150
191
0
20
40
60
80

100
120
140
160
180
200
[Mio US-$]
2001 2002 2003 2004 2005
[Jahr]


Abbildung 14: Markt für Extranet Directorys SW-Lizenzen (Quelle: The Radicati Group 2002)
Auch hier handelt es sich nur um den Markt für Software-Lizenzen. Die Radicati Group schätzt,
dass der Gesamtmarkt (Software-Lizenzen plus Dienstleistungen) ebenfalls um den Faktor sechs
höher liegt. Marktführer bei Extranet Directories ist wiederum Sun / iPlanet mit seinem Sun ONE
Directory Server und einem Marktanteil von 39 %. Auf Rang zwei folgt Siemens mit einem Anteil
von 26 % (Produkt: DirX Extranet Edition). Den dritten Rang schließlich hat, wie schon bei
Enterprise Directories, Critical Path mit seinem Produkt CP Directory Server und einem Marktanteil
von 20 % inne. Zu den drei genannten Anbietern gilt sinngemäß das schon im Abschnitt

„Enterprise Directories“ Gesagte (siehe auch hierzu [43]).
5.4 Meta Directory Services
Der Weltmarkt für Meta Directory Services sieht quantitativ wie folgt aus (in Mio. US-$):
28 36
48
65
90
0
10


20
30
40
50
60
70
80
90

[Mio US-$]
2001 2002 2003 2004 2005
[Jahr]
Abbildung 15: Markt für Meta Directory SW-Lizenzen nach Radicati (Quelle: The Radicati
Group 2002)
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s


Hierbei handelt es sich wiederum nur um die reinen Software-Lizenzen, wobei der Gesamtmarkt
(Lizenzen plus Dienstleistungen) diesen Wert um den Fakto 6 übertreffen soll. Demgegenüber gibt
die Giga Information Group für den Weltmarkt für Meta Directory Services folgende Werte an (in
Mio. US-$):
70
530
140
840

200
1.000
250
1.450
0
200
400
600
800


1.000
1.200
1.400
1.600


1.800
[Mio. US-$]
2001 2002 2003 2004
[Jahr]

Dienstleistungen
Software-Lizenzen
Abbildung 16: Markt für Meta Directorys nach Giga (Quelle: Giga Information Group 2001
[45])
Die eklatanten Abweichungen in den Marktzahlen der Radicati Group und der Giga Information
Group sind offensichtlich. Dies betrifft sowohl den Markt für die Meta Directory Software-Lizenzen
als auch die zum Meta-Directory-Geschäft gehörenden Dienstleistungen. Ausgehend von den
aktuellen Umsätzen der wichtigsten Meta-Directory-Anbieter (Critical Path, Microsoft, Sun / iPlanet,
Siemens) erscheinen die Schätzungen der Giga Information Group um mehr als den Faktor zwei


zu groß. Die Marktzahlen der Radicati Group geben ein realistischeres Bild wieder. Aus diesem
Grund wird bei der Betrachtung der Marktanteile im folgen auch mit den Zahlen der Radicati Group
gearbeitet und auf eine weitere Verwendung der Einschätzung der Giga Information Group
verzichtet.
Markführer im Bereich Meta Directory Services ist Critical Path mit einem Marktanteil von 24 %
(Produkt: CP Meta Directory Server). Zu Critical Path gilt sinngemäß das bereits im Abschnitt
„Enterprise Directories“ Dargelegte. Den zweiten Platz teilen sich mit je 19 % Sun / iPlanet und
Microsoft. Auch zu Sun / iPlanet gilt dem Sinne nach das bereits im Abschnitt „Enterprise

Directories“ Gesagte. Insbesondere fokussiert sich Sun / iPlanet auch im Bereich der Meta
Directory Services auf das reine Produktgeschäft und kaum auf die Bereitstellung von Lösungen.
Das Meta-Directory-Produkt von Sun / iPlanet trägt den Namen Sun ONE Meta-Directory. Microsoft
hat im Jahr 1999 den Meta-Directory-Anbieter ZOOMIT übernommen und ist hierdurch zu einem
eigenen Meta Directory Service gekommen. Der von ZOOMIT ursprünglich VIA genannte Meta
Directory Service wurde von Microsoft in Microsoft Metadirectory Service (MMS) umbenannt.


Ansonsten hat Microsoft am ursprünglichen ZOOMIT-Produkt nichts geändert. MMS ist damit auf
dem Stand von 1999 und folglich relativ veraltet. Mit 17 % Marktanteil folgt Siemens auf Rang vier
(Produktname: DirXmetahub). Siemens ist seit 1997 im Meta-Directory-Geschäft tätig und damit


gemeinsam mit Critical Path einer der erfahrensten Anbieter. Auch im Bereich Meta Directory
Services fokussiert sich Siemens auf die Bereitstellung von High-End-Lösungen im Gegensatz zu
zum Beispiel Sun / iPlanet oder Microsoft, die hauptsächlich das Produktgeschäft forcieren.
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6 Directory Services – Die Zukunft

In der Vergangenheit wurden Directory Services überwiegend unternehmensintern eingesetzt – zur
Bereitstellung von elektronischen (Web-basierten) Telefonbüchern, zur Verwaltung von
Netzwerken oder zur Schaffung einer gemeinsamen Informationsbasis für Applikationen. Diese
unternehmensinternen Einsatzszenarien werden sich in Zukunft weiten zu
unternehmensübergreifenden, ja, globalen Einsatzszenarien.
Als Folge davon werden Unternehmen, öffentliche Einrichtungen,
Telekommunikationsunternehmen (Carrier) und Service Provider Directory Services als
bedeutsamen Teil ihrer strategischen Infrastruktur ansehen, gerade so, wie Telefone oder IPTechnologie
heute als Teil der strategischen Infrastruktur betrachtet werden.


Unternehmen werden Directory Services dazu verwenden, ihr komplettes Beziehungsgeflecht zu
verwalten, beispielsweise ihre Beziehungen zu Kunden, Partnern, Lieferanten und Mitarbeitern (vor
Ort und unterwegs). Mit Hilfe von Meta Directory Services werden Unternehmen in der Lage sein,
eine einheitliche Sicht auf ihre Kunden zu erhalten. Dies erlaubt insbesondere die Implementierung
von Quality-of-Service-Konzepten (d. h., dem Kunden wird ein vorher definierter Service Level
garantiert) oder, als nächste Stufe, Quality-of-Experience-Konzepten (d. h., bei Interaktion mit dem
Kunden wird den Erfahrungen, Gewohnheiten, Ansprüchen, „soft facts“ des Kunden mit Rechnung
getragen). Ein darunterliegender Directory Service erkennt den Kunden, gleich mit welcher

Abteilung des Unternehmens er in Kontakt tritt. Der Kunde erhält hierdurch eine „Single Point of
Access“, d. h. Authentisierung (Überprüfung der „Echtheit“ des Kunden) und Authorisierung
(Rechtevergabe) werden zentral erledigt – der Kunde kann sofort mit der entsprechenden
Unternehmensabteilung und deren Ressourcen interagieren. „One face to the customer“ oder „Der
Kunde steht im Mittelpunkt unseres Handelns“ – Directory Services werden das ermöglichen. Über
die zukünftige Verwendung von Directory Services in Unternehmen siehe z.B. [46] oder [47].
Öffentliche Einrichtungen werden Directory Services dazu nutzen, den Bürgerinnen und Bürgern
(die letztlich die Kunden der öffentlichen Einrichtungen sind) völlig neue Dienstleistungen
anzubieten. Directory Services werden die zentrale Infrastruktur zum Aufbau eines „E-Rathauses“


bzw. eines virtuellen Rathauses. Die Einwohnerinnen und Einwohner werden nicht länger
gezwungen sein, im Rathaus oder einer anderen öffentlichen Einrichtung von Abteilung zu
Abteilung zu gehen, um Verwaltungsangelegenheiten zu erledigen (siehe dazu die Studien von
Gartner [48] oder Giga [49] oder den Bericht über die Einführung einer „Service Card“ in Italien
[50]).
Gesundheits-Directories („Healthcare Directories“) oder Patienten-Directories werden
Informationen über Patientinnen und Patienten (die prinzipiell auch Kunden sind) zentral und
sicher zur Verfügung stellen. Dies wird dazu führen, dass kranke oder verletzte Personen die

bestmögliche Behandlung zu geringstmöglichen Kosten erhalten.
Directory Services werden Telekommunikationsunternehmen (Carrier) und Service Provider in die
Lage versetzen, ihren Kunden völlig neue Dienste zur Verfügung zu stellen (value-added
Services). Dazu zählen zum Beispiel Unified Messaging, gemischte Sprach- und Datendienste (IPbasiert;
sog. Konvergenz) oder neue Möglichkeiten des Bezahlens (z. B. via Mobiltelefon oder
Micro-Payment). Eine Beispielanwendung zum Auffinden des nächstliegenden Parkplatzes von
einer gegebenen Position aus ist in [51] beschrieben. Die darunterliegenden Directory Services
erlauben analog der Situation in Unternehmen eine Personalisierung dieser Services. EProvisioning
Systeme werden diese Services innerhalb weniger Minuten wenn nicht Sekunden den


Kunden zur Verfügung stellen. Tage- oder wochenlanges Warten bis zur Bereitstellung eines
beantragten Dienstes gehören damit der Vergangenheit an.
Die Vorteile der zuvor beschriebenen allgegenwärtigen Directory Services wären aber nur von
geringem Wert, falls diese vielen unterschiedlichen und im Hintergrund (völlig transparent)
agierenden Directory Services isoliert nebeneinander stehen würden. Neue Informationsinseln
würden entstehen, und große Anstrengungen wären nötig, um die enormen Mengen an
Informationen, die diese vielen Directory Services bereitstellen, zu verwalten, insbesondere auch
konsistent zu halten. Universelle und globale Meta Directory Services werden daher die

Verwaltung und Pflege dieser vielen Directory Services übernehmen. Ein leistungsfähiges globales
Netzwerk von Directory Services entsteht.
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Die zuvor geschilderte künftige Bedeutung impliziert eine Reihe von Anforderungen an die
Directory Services von morgen und die darauf aufbauenden Applikationen (eine Einschätzung der
Analysten der Giga und Burton Group die Entwicklungen des Directory Service Markts findet sich


unter [53] und [54]):

 Directory Services müssen „well-connected“ sein, d. h. sie müssen sich nahtlos und ohne


großen Programmieraufwand in jegliche Form von IT einfügen. Hierzu werden Directory
Services neben der klassischen Zugriffsmöglichkeit über LDAP zusätzliche, weiter
vereinfachte Zugriffsmöglichkeiten anbieten, beispielsweise über ein XML-Format (DSML =
Directory Services Markup Language), das über ein spezielles Protokoll – SOAP – übertragen
bzw. ausgetauscht wird [52]. SOAP, das sog. Simple Object Access Protocol, basiert auf dem
vom World Wide Web (WWW) her bekannten HTTP (HyperText Transfer Protocol) und ist

daraufhin optimiert, XML-Formate und darin enthaltene Anweisungen zu übertragen bzw.
zwischen Systemen (Applikationen) auszutauschen.

 Web Services bzw. das Web Services Framework, das vom W3C vorangetrieben wird (W3C =


World Wide Web (WWW) Consortium) sollen die reibungslose, automatische Interaktion von
Applikationen innerhalb eines Unternehmens und über Unternehmensgrenzen hinweg
ermöglichen. Um einen umfassenden Einsatz des Web Services Frameworks zu
gewährleisten, legt das W3C daher bei der Definition dieses Rahmenwerkes besonderes
Gewicht auf Einfachheit. Aus diesem Grund geht das Web Services Framework nicht auf
Sicherheitsaspekte bei der Interaktion von Applikationen ein. Nichts desto trotz ist das Thema


Sicherheit bei einer derartigen Integration von Applikationen von größter Bedeutung. Directory
Services und die im Abschnitt über Directory-Anwendungen genannten
Sicherheitsapplikationen wie beispielsweise Single Sign-On (SSO), Public Key Infrastructure
oder auch Provisioning / Identity Management werden die im Web Services Framework nicht
adressierten Sicherheitsaspekte aufgreifen und bestehende Sicherheitslücken schließen.
Dabei werden innovative Technologien zum Zugriff auf Directories eingesetzt, insbesondere
die zuvor geschilderte Methode über XML (DSML) und SOAP. Mit der Liberty Alliance,
ursprünglich von Sun initiiert und mittlerweile aus über 60 Organisationen bestehend, u. a.

auch Siemens und dem damit konkurrierenden Passport von Microsoft sind bereits zwei sehr
konkrete Ansätze erkennbar, die sich die im Web Services Framework nicht adressierten
Sicherheitsaspekte zu eigen machen und Lösungen anbieten.

 Die Mechanismen zur Absicherung der im Directory Service hinterlegten Informationen


werden weiter verfeinert.

 Meta Directory Services, welche die Verwaltung erdumspannender Netzwerke von Directory


Services erlauben, werden entstehen. Die Sicherheit der in den Directory Services
hinterlegten Informationen und deren sichere Übertragung hat dabei aller erste Priorität.

 Hersteller von Applikationen werden nicht umhin kommen, ihre Applikationen directory-fähig


zu machen, d. h., die Applikationen in die Lage zu versetzen, Informationen von Directory
Services zu beziehen oder dort zu hinterlegen.

 Single Sign-On als einfache und sichere Technologie zur Anmeldung in kompletten


Applikationslandschaften wird in seiner Bedeutung als directory-basiertes System zunehmen.

 Role-based Access Management / E-Provisioning wird die Killer-Applikation für Directory


Services. Derartige Systeme übernehmen – directory-basiert – die Verwaltung der
Bereitstellung von Applikationen und Diensten.
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7 Literatur
Die unten aufgeführte Literatur (Reports, Bücher und Artikel) kann über die jeweils
vermerkten Online-Bestellscheine bezogen werden. Aus urheberrechtlichen Gründen
können Analystenreports nur an Siemens-Mitarbeiter verschickt werden.
Basistechnologie
[1] The Burton Group: Network Strategy Report, Directory-Enabled Computing:


Enterprise Directory Concepts and Functions, Neuenschwander, Mike , v2 12
February 2001, 43 p.
[2] The Burton Group: Network Strategy Overview, Directory-Enabled Computing: The
Directory´s Expanding Role; Gauthier, Larry; v2, 28 Dec 1999, 48 p.
[3] X.500 directory services. Technology and deployment (Buch); Radicati, S.;
Van Nostrad Reinhold; 1994; ISBN 0-442-01816-9; NU240:Z401
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Riders; 2000; ISBN 0-7357-0910-6; NA130:Z1138
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[5] The Burton Group: Network Strategy Overview, Comparing Directories and
Relational Databases: Not A Zero-Sum Game; Lewis, Jamie; Gauthier, Larry; v1, 25
Jan 2000, 25p.
[6] The Burton Group: Network Strategy Methodologies & Best Practices: Developing a
Directory Namespace and Schema, Blum, Dan , Clark, Ian, Hudgins, Christy , v1 29


january 2001, 33 p.
[7] Siemens: DirX Meta Directory: Calculating Return on Investment (ROI); White
Paper, August 2001, 22 p.
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[8] Controlling infrastructure decisions in enterprise – a profitability analysis of X.500
directory services; Weitzel, T.; Son, S.; König, W.; Wirtschaftsinformatik (2001) vol.
43, no. 4, p. 371-81
[4]


[9] Big Book of Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) RFCs (Buch); Loshin, P.;
Morgan Kaufmann; 2000; ISBN 0-12-455843-7; NU240:Z570
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[10] Understanding and deploying LDAP directory services (Buch); Howes, T.; Smith, M.;
Good, G.; Macmillian; 1999; ISBN 1-57870-070-1; NU240:Z511
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Anwendungsszenarien

[11] Gartner Research: So Many Directories, So Little Consistency; Enck J.; Reseach
Note; 1 March 2002, 5 p.
[12] Unifying diverse directories; Chacon, M.; Network Magazine (2001) vol. 16, no. 2; p.
70-2, 74
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iRC Directory Services Oktober.02
Technology Fauth, Mayer-Amm, Wagner Seite: 25
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[14] Giga Collaboration: Employee Directory Applications: A Must for Business-to-
Employee Initiatives; Brosnahan, Michelle; 13 March, 2002, 9 p.
[15] Giga Information Group: Planning Assumption: Enterprise Portals: Evaluation
Criteria; Hall, Kathleen; Heffner, Randy; 17 May 2001, 9 p.
[16] Gartner Research: Public Key Infrastructure (PKI): Overview; Noakes-Fry; Kirsten;
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[17] The Burton Group: Network Strategy Overview, Web Access Management: Maturing
Market At A Crossroads; Neuenschwander, Mike; Schacter, Phil; Gebel, Gerry; v1,
19 Apr 2002, 53p.
[18] Giga Information Group: Planning Assumption: Federated Identity and Internet Single
Sign-On (I-SSO): Standards Progressing, but the End Game is Unclear, Heffner,
Randy, 9 October 2002, 9 p.
[19] Gartner Group: Password Management, Single Sign-On and Authentication
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[22] Gartner Research: Enterprise User Administration (EUA) Products: Perspective;
Allan, Ant; Technology Overview; 29 October 2001, 18p.
[23] Giga Infromation Group: Planning Assumption: IT Trends 2003: Identity
Management; Penn, Jonathan; September 26, 2002


[24] Siemens: Two NT servers for 50,000 users around the world
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[25] The Burton Group: Directory and Security Strategies Research Report: Provisioning:
Maturing Technologies, Converging Markets, Kampman, Kevin; Shacter, Phil; 25
November 2002, 64p.
[26] Giga Infromation Group: Planning Assumption: Identity Management Architecture;
Penn, Jonathan; September 18, 2002, 8p.
[27] Giga Infromation Group: Idea Byte: Justifying the 2003 IT Budget: Identity


Management Brings Quantifiable ROI to Security; Penn, Jonathan; October 22, 2002,
2p.
[28] Directory enabled networks (Buch); Goncalves, M.; McGraw-Hill; 1999; ISBN 0-07-
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[29] DSML and DEN: signs of things to come; Allen, D.; Network Magazine (200) vol. 15,
no. 6, p. 42,44,46,48;
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